Killerpflanze sorgte für Begeisterungsstürme

Lange hatte die Anzucht gedauert, für diese Theater-Blüten jedoch – da war sich das Publikum einig – haben sich die Mühen definitiv gelohnt: Die Literaturkurs-Aufführungen des „Kleinen Horrorladens“ (original: „Little Shop of Horrors“) wussten in jeder Hinsicht zu begeistern.

Unter engagierter Leitung von Christoph Günschmann erweckte das junge Schauspiel-Ensemble der Q1 die Geschichte um die berüchtigte Killerpflanze Audrey II zum Leben. Um allen Schülerinnen und Schüler in Anbetracht der rar gesäten Rollen genügend „Stage-Time“ zu ermöglichen, hatte der Musik- und Literaturlehrer im Vorfeld aus der Not eine Tugend gemacht, das Stück in Doppelbesetzungen einstudieren lassen und gleich vier (!) Aufführungen anberaumt, jeweils zwei pro Besetzung. Der Schauspielnachwuchs dankte es ihm mit voller Hingabe an die Rollen und wuchs im Laufe der vielen intensiven Proben zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen.

Im Musical des Komponisten Alan Menken (Libretto: Howard Ashman) taucht in einem Blumenladen auf der legendären Skid Row in L.A. auf geheimnisvolle Weise plötzlich eine unheilbringende Pflanze auf, die alle Menschen um sich herum auf magische Weise in ihren Bann zieht, auch den schüchternen Blumenverkäufer Seymour und seine große Liebe Audrey, nach der er kurzerhand die Pflanze benennt. Als das widerspenstige Gewächs dann einen unnatürlichen Appetit auf menschliches Blut entwickelt, kommt eine groteske Abwärtsspirale in Gang, die sich nicht mehr aufhalten lässt …

In den Hauptrollen brillierten Schulband-Frontmann Henry Brülls und Moritz Wilczopolski als Seymour sowie Lara Meyer und Annika Windeln als Audrey nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich. Musikalischer Höhepunkt war dabei sicherlich – neben dem vom ganzen Emsemble intonierten „Downtown“ – die anrührende Liebesballade der beiden Protagonisten („Suddenly Seymour“). Eine ganz andere akustische Meisterleistung vollbrachten Mats Volmering und Atakan Kücük, die die Bedrohung durch das blutdürstige Pflanzen-Ungetüm allein durch den Einsatz ihrer Stimme spürbar machten. Beide Mimen schlüpften abwechselnd auch in die Rolle des sadistischen Zahnarztes Orin Scrivello, der der armen Audrey das Leben zur Hölle macht und seine Patienten mit überdimensionalen Bohrern foltert. Als Florist Mr. Mushnik, der im Laufe der Handlung zwischen Verzweiflung, Hoffnung, Begeisterung und Entsetzen schwankt, zeigten Savo Djokovic und Tobias Joereßen ihr mimisches Talent. Selbst die kleinsten Nebenrollen waren perfekt besetzt: ob der abgedrehte Radiomoderator Wink Wilkinson (Max Toschka/Ilakian Indrakumaran), der Stammkunde des Blumenladens (Elias Thoenes), der aalglatte Investor Patrick Martin (Niklas Mewes), der Agent, Mrs. Luce, Mr. Bernstein (alle Marc Schmitz) oder die „Street girls and boys“ (Rahel Schriefers, Katharina Aretz, Mathilde König, Fiona Graf, Bagithra Paramananthan, Pirathina Paramananthan, Samar Hassen-Shakerchi, Tom Stevens, Tristan Thoenes).

Doch damit nicht genug: Musikalisch wurden die Aufführungen nicht nur von Herrn Günschmann am Piano getragen, sondern auch von der Schulband (Lorenz Hülsenbusch am Schlagzeug, Linda Antunes an der Bassgitarre, Justin Kohoutek am Keyboard).

Getreu dem Motto „Der Künstler lebt vom Applaus“ konnten sich alle Beteiligten über verdiente minutenlange Standing Ovations freuen. Die vier Abende mit Seymour, Audrey und Co. werden dem Publikum, vor allem aber den Akteuren, noch lange im Gedächtnis bleiben.